Di 12.9.2023 // 16.00 – 20.00
Foto: Kilian Jörg/Anita Kaya
Di 12.9.2023 // 16.00 – 20.00 OPEN LAB / WALK
Bräuhausgasse 40, 1050 Wien
Pay as you wish / Food & drinks
mit Lisa Hinterreithner (AT), Michael Hirsch (DE), Kilian Jörg (AT) und Anita Kaya (AT)
Gast: Alexander Behr (AT)
Das provenzalische Wort Longo Mai bedeutet auf deutsch „Es möge lange dauern“. Das Stoffwechselkollektiv untersucht in diesem Jahr die Fragen nach Boden und Erde, radikaler Ökologie und konkreten Utopien alternativer Lebensformen. In diesem Zusammenhang haben wir im Rahmen einer Arbeitswoche in Südfrankreich im Juni 2023 auch die Kommune Longo Mai besucht und ihr nunmehr seit Jahrzehnten andauerndes Experiment mit einer anderen Bewirtschaftung des Bodens und einer anderen kollektiven Lebensweise jenseits von Wachstum, intensiver Landwirtschaft und kapitalistischer Lohnarbeit kennengelernt.
Im Mittelpunkt des Labors stehen spekulative Fragen, praktische Übungen und Erfahrungen mit den Phänomenen Erde, Boden, Land und Heimat; „Präfiguration“ im Sinne von Modellen zukünftiger anderer Lebensweisen im Jetzt, und der produktiven Spannung zwischen revolutionär-anarchistischen und radikal-reformerischen Handlungs-, Politik- und Gesellschaftsmodellen.
Wir laden ein zur Praxis des Gehens durch den Wienerwald und anschließender Zusammenkunft mit Essen im Im_flieger Studio. Unser Gast und Gesprächspartner ist Alexander Behr, Politikwissenschaftler, Journalist und langjähriges Mitglied des Longo Mai Kollektivs.
SOILED LOVE: ES MÖGE LANGE DAUERN ist Teil des künstlerischen Forschungsprojekts Stoffwechsel – Ökologien der Zusammenarbeit. www.stffwchsl.net
Fotos: Sarah Abdelhak
Alexander Behr (AT) (*1979), ist Politikwissenschaftler und Journalist. Neben der Lehrtätigkeit an Universitäten, an Schulen und bei Gewerkschaften ist er Aktivist im Netzwerk Afrique Europe Interact und bei forumcivique.org. Er ist wissenschaftlicher Mitarbeiter bei „Diskurs. Das Wissenschaftsnetz“ (www.diskurs-wissenschaftsnetz.at) und Mitglied im Kollektiv Mühle Nikitsch (www.muehlenikitsch.net) sowie Mitglied im Kuratorium der Hilfsorganisation medico international (www.medico.de). Er gestaltet regelmäßig Radiobeiträge für Ö1 und schreibt für ORF.at, ND, Taz, der Standard und andere. Arbeitsschwerpunkte: Klimagerechtigkeit, imperiale Lebensweise, Flucht und Migration, Rechte von migrantischen Landarbeiter*innen in der industriellen Landwirtschaft. Zuletzt erschienen: Globale Solidarität. Wie wir die imperiale Lebensweise überwinden und die sozial-ökologische Transformation umsetzen, oekom Verlag 2022.
Anita Kaya (AT) geboren 1961, ist freischaffende Choreografin, Performerin und Kuratorin und lebt in Wien. Unter dem Label OYA-Produktion (1988-2005) schuf sie Tanzproduktionen, ortsspezifische Performances, performative Installationen und Tanzvideos, die international präsentiert wurden. Im Jahr 2000 initiierte sie die Künstler:innen für Künstler:innen Initiative Im_flieger – Forschungslabor für Tanz, Performance und transmediale Kunst. (Konzeptförderung der Stadt Wien 2022-25). In künstlerischer Leitung und in Zusammenarbeit mit zahlreichen Künstler:innen und Theoretiker:innen entwickelt sie neue Konzepte und Strukturen künstlerischer Kooperationen und Mentoring-Programme: z.B. das europäische Residenzprogramm für junge Choreographen TERRAINS FERTILES 05 (Innovationspreis 2005 der IG-Kultur Wien). Sie beschäftigt sich mit dem Körper als Speicher des individuellen und kollektiven Gedächtnisses, und seinem Kommunikationspotenzial mit der Umgebung, der Menschlichen und mehr als Menschlichen: z.B. Translocations / One-to-One Performance bewegte sich an der Schnittstelle von Geschichte/ Trauma, Archivierung, Installation und Performance. 2023 kooperiert sie mit Theatercombinat/ Claudia Bosse im Rahmen der Produktion Bones & Stones als Performerin/Choreografin. 2019/20 absolvierte sie den Universitätslehrgang „Kuratieren in den Szenischen Künsten“ an der Universität Salzburg und München. Sie ist Co-Herausgeberin und -Autorin der Publikation VISCERAL FICTION – Im_flieger schreibt Geschichte/n – 20 Jahre Künstler:innen für Künstler:innen. 2021, monocrom. www.imflieger.net, www.stffwchsl.net
Kilian Jörg (AT) arbeitet sowohl künstlerisch als auch philosophisch zum Thema ökologische Katastrophen und wie man sich deren transformative Kräfte am besten vorstellen und einsetzen kann. Frühere Veröffentlichungen befassten sich mit der Clubkultur, dem politischen Backlash aus ökologischer Sicht, der Kultivierung von Distanz in katastrophalen Zeiten und einer spekulativen Religion des Abfalls. Seine aktuellen Forschungsthemen sind das Auto als Metapher für unsere toxischen Verstrickungen mit modernen Lebensstilen (erscheint in Buchform als „Das Auto und die ökologische Katastrophe“ im September 2024), die sozialpsychologischen Auswirkungen des Lebens mit dem Ökozid und radikale aktivistische Strategien der Landrückgewinnung wie die ZAD in Frankreich. Er arbeitet mit dem Futurama.Lab an der Akademie der bildenden Künste Wien und ist dem SFB Affektive Gesellschaften an der FU Berlin angeschlossen. www.kilianj.org & www.kilianjoerg.blogspot.com
Lisa Hinterreithner (AT) Die Künstlerin und Performerin Lisa Hinterreithner verschränkt in ihren Arbeiten Körper und Materialien. Dabei sucht sie nach experimentellen Performance Formaten, die Fragen zu Repräsentation und Teilhabe thematisieren. So entstehen gemeinsame Prozesse und Räume, in denen sich Publikum, Performer*innen und Dinge verbinden. Sie hat u.a. mit Julius Deutschbauer, Jack Hauser, Rotraud Kern, Elise Mory, Laura Navndrup Black, Lilo Nein, Martina Ruhsam, Linda Samaraweerová gearbeitet. www.lisahinterreithner.at
Michael Hirsch (DE) ist Philosoph, Politikwissenschaftler und Kunsttheoretiker. Er lehrt Politische Theorie und Ideengeschichte an der Universität Siegen und lebt als freier Autor in München. Er ist regelmäßiger Teilnehmer der Werkstätten und Forschungslabore von „Stoffwechsel. Ökologien der Zusammenarbeit“ im Rahmen von Im_flieger. Jüngere Veröffentlichungen: Kulturarbeit. Progressive Desillusionierung und professionelle Amateure (2022); Richtig falsch. Es gibt kein richtiges Leben im falschen (2019); Die Überwindung der Arbeitsgesellschaft. Eine politische Philosophie der Arbeit (2016); Logik der Unterscheidung. 10 Thesen zu Kunst und Politik (2015). www.michael-hirsch-archiv.de