Fr 15.11.2024 // 17.00
Foto: Kilian Jörg
Fr 15.11.2024 // 17.00
Open Lab/Walk // Treffpunkt: Im_flieger, Bräuhausgasse 40, 1050 Wien // pay as you wish // Bitte um Anmeldung: imflieger@gmail.com – zögere jedoch nicht, spontan vorbeizukommen // Warme Kleidung & feste Schuhe benötigt
Mit: Claudia Heu (AT), Lisa Hinterreithner (AT), Michael Hirsch (DE), Kilian Jörg (AT) und Anita Kaya (AT)
Gast: Anton Vandevoorde (BE)
Realisiert von Im_flieger als Teil des künstlerischen Forschungsprojekts Stoffwechsel – Ökologien der Zusammenarbeit. www.stffwchsl.net
In den vergangenen Jahren hat Stoffwechsel – Ökologien der Zusammenarbeit autonome Zonen und Räume des Widerstands untersucht, wie etwa die antikapitalistische landwirtschaftliche Kooperative Longo Maï und die Zone à Défendre (ZAD) in Notre-Dame-des-Landes, wo Aktivist:innen gegen den Bau eines neuen Flughafens kämpften. In diesem Jahr erweitern wir unseren Blickwinkel und beziehen auch indigene Protestcamps in Kanada mit ein, in denen neue Formen der Autonomie, der Befreiung und des Umweltschutzes geschmiedet werden. Diese Protestcamps tun mehr als nur schädliche Infrastrukturen zu blockieren – sie befreien unseren Geist und eröffnen uns neue Wege des Denkens und des Lebens in der Welt.
Unser Gast Anton Vandevoorde, den wir in diesem Frühjahr auf dem ZAD-Gelände in Frankreich kennengelernt haben, erkundet mit uns, wie in diesen autonomen Zonen Wissen produziert wird und was passiert, wenn sich unterschiedliche Weltanschauungen und Naturverständnisse überschneiden oder in Konflikt geraten.
Wir denken nicht nur über die Verbindungen zwischen den Bewegungen nach, sondern auch über die Bande, die zwischen den Bewegungen, den Menschen und dem Land selbst geknüpft werden. Sie sind lebendige Netzwerke, die neue kulturelle Ausdrucksformen schaffen und mit alternativen Formen der sozialen Organisation experimentieren.
Und wo könnte man diese Verbindungen besser feiern als in der Lobau, wo Aktivist:innen 2021/22 Baustellen besetzten, um sich gegen eine neue Autobahn zu wehren. Bei unserem gemeinsamen Spaziergang durch die Lobau werden wir das bleibende Erbe dieser Besetzungen würdigen und darüber nachdenken, wie sie auch künftige Bewegungen inspirieren und informieren können.
Anita Kaya (AT) geboren 1961, ist freischaffende Choreografin, Performerin und Kuratorin und lebt in Wien. Unter dem Label OYA-Produktion (1988-2005) schuf sie Tanzproduktionen, ortsspezifische Performances, performative Installationen und Tanzvideos, die international präsentiert wurden. Im Jahr 2000 initiierte sie die Künstler:innen für Künstler:innen Initiative Im_flieger – Forschungslabor für Tanz, Performance und transmediale Kunst. (Konzeptförderung der Stadt Wien 2022-25). In künstlerischer Leitung und in Zusammenarbeit mit zahlreichen Künstler:innen und Theoretiker:innen entwickelt sie neue Konzepte und Strukturen künstlerischer Kooperationen und Mentoring-Programme: z.B. das europäische Residenzprogramm für junge Choreographen TERRAINS FERTILES 05 (Innovationspreis 2005 der IG-Kultur Wien). Sie beschäftigt sich mit dem Körper als Speicher des individuellen und kollektiven Gedächtnisses, und seinem Kommunikationspotenzial mit der Umgebung, der Menschlichen und mehr als Menschlichen: z.B. Translocations / One-to-One Performance bewegte sich an der Schnittstelle von Geschichte/ Trauma, Archivierung, Installation und Performance. 2023 kooperiert sie mit Theatercombinat/ Claudia Bosse im Rahmen der Produktion Bones & Stones als Performerin/Choreografin. 2019/20 absolvierte sie den Universitätslehrgang „Kuratieren in den Szenischen Künsten“ an der Universität Salzburg und München. Sie ist Co-Herausgeberin und -Autorin der Publikation VISCERAL FICTION – Im_flieger schreibt Geschichte/n – 20 Jahre Künstler:innen für Künstler:innen. 2021, monocrom. www.imflieger.net, www.stffwchsl.net
Anton Vandevoorde (BE) ist Doktorand am Institut für Konflikt und Entwicklung der Universität Gent. Er führt ethnografische und partizipatorische Forschung in Umwelt- und indigenen Protestcamps in Europa und im sogenannten „Kanada“ durch und untersucht die Schaffung und Wiederbelebung alternativer Ontologien für eine nachhaltigere Welt. In diesen autonomen Zonen erforscht er, wie Wissen produziert wird und was passiert, wenn unterschiedliche Weltanschauungen und Naturverständnisse aufeinandertreffen oder in Konflikt geraten.
Claudia Heu (AT) ist eine in Wien lebende Künstlerin, Performerin und Dozentin. Sie ist in Europa, der Mongolei und den USA tätig. Ihre Arbeit umfasst ortsspezifische Performances, Installationen und Interventionen. Die Zusammenarbeit mit Filmemacher*innen, Aktivist*innen, Friseur*innen, Schauspieler*innen, Busfahrer*innen, bildenden Künstler*innen, Nachtwächter*innen etc. gestaltet sich je nach Projekt und Ort neu. Seit 2013 arbeitet sie mit mongolischen und österreichischen Künstlerinnen und Wissenschafterinnen an dem Forschungsprojekt Alga Bolokh- Vom Verschwinden in Ulan Bator, Wüste Gobi und Berlin. Alga Bolokh befasst sich mit bedrohten Orten und Räumen, mit dem Unerzählten und dem Nichtsichtbaren. www.claudiaheu.com
Kilian Jörg (AT) arbeitet sowohl künstlerisch als auch philosophisch zum Thema ökologische Katastrophen und wie man sich deren transformative Kräfte am besten vorstellen und einsetzen kann. Frühere Veröffentlichungen befassten sich mit der Clubkultur, dem politischen Backlash aus ökologischer Sicht, der Kultivierung von Distanz in katastrophalen Zeiten und einer spekulativen Religion des Abfalls. Seine aktuellen Forschungsthemen sind das Auto als Metapher für unsere toxischen Verstrickungen mit modernen Lebensstilen (erscheint in Buchform als „Das Auto und die ökologische Katastrophe“ im September 2024), die sozialpsychologischen Auswirkungen des Lebens mit dem Ökozid und radikale aktivistische Strategien der Landrückgewinnung wie die ZAD in Frankreich. Er arbeitet mit dem Futurama.Lab an der Akademie der bildenden Künste Wien und ist dem SFB Affektive Gesellschaften an der FU Berlin angeschlossen. www.kilianj.org & www.kilianjoerg.blogspot.com
Lisa Hinterreithner (AT) Die Künstlerin und Performerin Lisa Hinterreithner verschränkt in ihren Arbeiten Körper und Materialien. Dabei sucht sie nach experimentellen Performance Formaten, die Fragen zu Repräsentation und Teilhabe thematisieren. So entstehen gemeinsame Prozesse und Räume, in denen sich Publikum, Performer*innen und Dinge verbinden. Sie hat u.a. mit Julius Deutschbauer, Jack Hauser, Rotraud Kern, Elise Mory, Laura Navndrup Black, Lilo Nein, Martina Ruhsam, Linda Samaraweerová gearbeitet. www.lisahinterreithner.at
Michael Hirsch (DE) ist Philosoph, Politikwissenschaftler und Kunsttheoretiker. Er lehrt Politische Theorie und Ideengeschichte an der Universität Siegen und lebt als freier Autor in München. Er ist regelmäßiger Teilnehmer der Werkstätten und Forschungslabore von „Stoffwechsel. Ökologien der Zusammenarbeit“ im Rahmen von Im_flieger. Jüngere Veröffentlichungen: Kulturarbeit. Progressive Desillusionierung und professionelle Amateure (2022); Richtig falsch. Es gibt kein richtiges Leben im falschen (2019); Die Überwindung der Arbeitsgesellschaft. Eine politische Philosophie der Arbeit (2016); Logik der Unterscheidung. 10 Thesen zu Kunst und Politik (2015). www.michael-hirsch-archiv.de