Sa 2.9.2023 // 18.00 – 21.00
Foto: Johanna Nielson
Im_flieger – KünstlerInnen_Initiative in Kooperation mit der DUM-Künstlervereinigung
Sa 2.9.2023 // 18.00 – 21.00 OPEN LAB
DUM Projektraum, Kolodvorska 6, 1000 Ljubljana, Slowenien
Von und mit: Marta Forsberg (SE/DE, Musikerin/Lichtkünstlerin), Anne Glassner (AT, bildende Künstlerin/Performerin), Anita Kaya (AT, Choreografin/Performerin), Agnes Schneidewind (AT, Poetin/Performerin)
Produktion: Im_flieger – KünstlerInnen_Initiative Wien / Im_flieger In_Forschung
Vielen Dank an Mateja Bučar & The Dum-Project Space!
Das Im_flieger Schlaflabor ist ein Langzeitprojekt, in dem sich KünstlerInnen aus verschiedenen Disziplinen mit Phänomenen des Schlafens und Träumens an unterschiedlichen Orten auseinandersetzen und die Besonderheiten und Inspirationen eines bestimmten Ortes für ihre Arbeit erforschen.
Im Schlaf entzieht sich der Körper gesellschaftlicher Normen und Pflichten und verwandelt sich in einen unproduktiven, verletzlichen, irrationalen Körper. Meist zurückgezogen in die Vertrautheit der privaten Sphäre und die Sicherheit des Zuhauses, schwinden Identität und Ego in Traumzustände jenseits zeitlicher Wahrnehmung und Vernunft. Der schlafende Körper ist anwesend und abwesend zugleich, er ist individuell und kollektiv, wild und sanft. Schlaf ist stiller Widerstand gegen Überproduktivität und Effizienz und als solcher zu verteidigen gegen die zunehmende Optimierung im Sinne neoliberaler Doktrinen. Der empfängliche schlafende Körper und das Leben im Paradoxon der Traumbilder entschleunigt unser gemeinsames Alleinsein und eröffnet einen sinnlichen, intimen Raum. Konzepte wie Privatheit und Öffentlichkeit werden ebenso befragt wie das Potenzial des Schlafs als gemeinschaftliche und regenerative Erfahrung in einer sich beschleunigenden Zeit: Unsere menschlichen, mehr als menschlichen und sozialen Körper, in denen wir leben, scheinen erschöpft zu sein, gefangen in Selbstzerstörung und in Notwendigkeit eines Raums zum Träumen, zur Fürsorge und Reparatur.
Nach Erfahrungen im ländlichen Österreich in den letzten zwei Jahren, schlafen Marta Forsberg, Anne Glassner, Anita Kaya und Agnes Schneidewind wieder durch urbane Landschaften. In Zusammenarbeit mit der Künstlervereinigung DUM in Ljubljana und im Austausch mit dem DUM-Projektraum und seiner Umgebung reaktivieren sie ihr Archiv in diesem neuen Kontext, leben drinnen und draußen die Langsamkeit und tanzen mit dem träumenden Körper. Nach der einwöchigen Residenz öffnen sie ihr Labor für die Öffentlichkeit für einen Sonnenuntergang mit Bewegungspraktiken, Traumbildern und einem Gute-Nacht-Schlaf-Konzert.
Diese Zusammenarbeit wird im Rahmen des Im_flieger Formats In_Forschung realisiert, das sich auf performative Perspektiven in der praktischen künstlerischen Zusammenarbeit zwischen verschiedenen Disziplinen konzentriert und den Austausch und Dialog zwischen KünstlerInnen und TheoretikerInnen durch ihre spezifischen künstlerischen Arbeiten, Arbeitspraktiken und Kontexte schaffen und fördern will. www.imflieger.net
Agnes Schneidewind (AT) arbeitet ausgehend von Traum- und somatischen Praktiken sowie craniosacraler Therapie mit Tanz, Text und visuellen Medien. Sie befragt das Zeichnen und Schreiben als performative Instrumente, (be)sucht (kollektive) Arbeitsprozesse, Körper und das Unbewusste als poetische (und antwortende) Landschaften. Sie co-kreiert experimentelle Formate und Performances, u.a. „eleven. each print in the mud fills with honey“(2021) und „through which they have wandered“ (2022), die mit brut Wien koproduziert wurden. www.asjnijdewindt.wordpress.com
Anita Kaya (AT) geboren 1961, ist freischaffende Choreografin, Performerin und Kuratorin und lebt in Wien. Unter dem Label OYA-Produktion (1988-2005) schuf sie Tanzproduktionen, ortsspezifische Performances, performative Installationen und Tanzvideos, die international präsentiert wurden. Im Jahr 2000 initiierte sie die Künstler:innen für Künstler:innen Initiative Im_flieger – Forschungslabor für Tanz, Performance und transmediale Kunst. (Konzeptförderung der Stadt Wien 2022-25). In künstlerischer Leitung und in Zusammenarbeit mit zahlreichen Künstler:innen und Theoretiker:innen entwickelt sie neue Konzepte und Strukturen künstlerischer Kooperationen und Mentoring-Programme: z.B. das europäische Residenzprogramm für junge Choreographen TERRAINS FERTILES 05 (Innovationspreis 2005 der IG-Kultur Wien). Sie beschäftigt sich mit dem Körper als Speicher des individuellen und kollektiven Gedächtnisses, und seinem Kommunikationspotenzial mit der Umgebung, der Menschlichen und mehr als Menschlichen: z.B. Translocations / One-to-One Performance bewegte sich an der Schnittstelle von Geschichte/ Trauma, Archivierung, Installation und Performance. 2023 kooperiert sie mit Theatercombinat/ Claudia Bosse im Rahmen der Produktion Bones & Stones als Performerin/Choreografin. 2019/20 absolvierte sie den Universitätslehrgang „Kuratieren in den Szenischen Künsten“ an der Universität Salzburg und München. Sie ist Co-Herausgeberin und -Autorin der Publikation VISCERAL FICTION – Im_flieger schreibt Geschichte/n – 20 Jahre Künstler:innen für Künstler:innen. 2021, monocrom. www.imflieger.net, www.stffwchsl.net
Anne Glassner (AT) ist eine in Wien ansässige Visual- und Performancekünstlerin und arbeitet vor allem mit Interventionen im öffentlichen Raum, Performance, Installation, Video und Zeichnung. Inspiriert durch Alltagssituationen ist ihre Arbeit oft prozessbasiert. Viele Arbeiten befassen sich mit Schlaf und Bewusstsein, privat und öffentlich, Fake und Realität und Grenzen von legal und illegal. Seit einigen Jahren erforscht sie das Thema Schlaf und Traum. Anne Glassner studierte Kunstgeschichte an der Universität Wien, Kunst und Kommunikation an der Akademie der bildenden Künste Wien (Abschluss 2008) und Bildende Kunst (Malerei) an der Universität für angewandte Kunst in Wien, wo sie 2016 ihren Abschluss machte. Zahlreiche Ausstellungen, Performances und Workshops in Österreich, Deutschland, Tschechien, Italien, der Türkei, Lettland, den USA und Südkorea. www.anneglassner.at
Marta Forsberg (SE) ist eine schwedische Komponistin, Klangkünstlerin und Violinistin, die auf dem Gebiet der Installationskunst, Drohnenmusik und freien Improvisation tätig ist. In ihrer Arbeit widmet sie sich der Schaffung einer immersiven Umgebung und erweitert die sensorische Welt durch Multichannel-Erweiterung und durch Lichtskulpturen – eine akustische Visualisierung. 2012 gründete Marta zusammen mit dem Komponisten Lo Kristenson Organisation „Konstmusiksystrar“, die sich für Gleichberechtigung in der zeitgenössischen Musikszene in Schweden einsetzt. Im Jahr 2016 schloss sie ihren Bachelor in Electroacoustic Music am Royal College of Music in Stockholm ab. www.martaforsberg.com, www.konstmusiksystrar.se