Im_flieger Geschichte
Im_flieger agiert und formuliert sich bewusst im Kontext einer sich seit Anfang der 1980— er Jahre entwickelnden österreichischen Tanz-/Performancelandschaft. Die Freiräume des damals neu besetzten Werkstätten- und Kulturhauses Wien (WUK) und die Möglichkeit der Selbstorganisation von KünstlerInnen in diesen, haben maßgeblich dazu beigetragen, dass die „junge“ Kunstform Tanz/Performance durch das Schaffen lokaler KünstlerInnen vor Ort wieder Aufmerksamkeit und Bedeutung in Wien fand und findet. Das WUK galt als eine der wichtigsten Brutstätten des zeitgenössischen österreichischen Tanzes. Vor dem Hintergrund der Institutionalisierung von Tanz mit der Realisierung des Tanzquartier Wien (TQW), der stetigen Profilierung der Wiener Veranstaltungsorte und der damit einhergehenden Marktorientierung von Tanz/Performance Ende der 90-er Jahre, initiiert Im_flieger ursprünglich , mit seiner Gründung einen öffentlichen Freiraum innerhalb des WUK für freie Tanz/Theater/Performance-Schaffende in Wien, der zu dieser Zeit auch in der Programmierung von Tanz/Theater/Performance im WUK nicht mehr gegeben war.
Hervorgegangen ist Im_flieger im Jahr 2000 aus einer Initiative des selbst verwalteten tanztheaterperformance Bereichs (ttp WUK), welcher sich noch stets im WUK in Wien verortet und drei Proberäume verwaltet. Auch damals schon konstituierte sich die ttp WUK aus Gruppen der Freien Szene Wiens und deren Umfeld und fluktuiert in ihrer Zusammensetzung.
Homebase von Im_flieger war von 2000 bis 2011 der „Flieger“, Namensgeber und größter Proberaum der ttp WUK, der – auf Betreiben des damaligen Im_flieger_teams mit Mitteln der Stadt Wien adaptiert – als flexibel bespielbares Studiotheater in begrenztem Ausmaß für Veröffentlichungen Im_flieger zur Verfügung stand.
Mit 2002 wurde die grundlegende Konzeption der kontinuierlichen unkuratierten Präsentationsplattform WILDE MISCHUNG sowie der Vernetzungsprojekte formuliert. Letztere nehmen seither wesentlichen Raum ein und werden in diversen Formaten – Reihen und Einzelprojekten – mit unterschiedlichen KooperationspartnerInnen durchgeführt und weiterentwickelt. Zwischen KünstlerInnen, Räumlichkeiten, unterschiedlichen Disziplinen und Öffentlichkeiten baut Im_flieger seither Brücken, um die strukturellen und inhaltlichen Grenzen zeitgenössischen künstlerischen Schaffens auszuloten und zu erweitern.
Im_flieger hat mit 2005 in Partnerschaft mit unterschiedlichsten Kulturinitiativen ungewöhnliche Arbeits- und Veröffentlichungssorte für Tanz und Performance in Wien temporär erschlossen und in Kooperation mit internationalen Partnern (Paris/Bukarest) sein Wirkungsfeld für künstlerische Kreation und Zusammenarbeit in den europäischen Raum erweitert. Im_flieger erhielt für das im Rahmen von Culture 2000 realisierte Artist-in-Residenz-Projekt für JungchoreografInnen TERRAINS FERTILES den Innovationspreis 05 für internationale Kooperationen der unabhängigen Kulturszene Wiens.
Mit 2006/07 konzentrierte sich das Wirkungsfeld von Im_flieger auf die lokale Vernetzung, vor allem im diskursiven und transdisziplinären Bereich mit der Entwicklung der Formate Im_flieger INVITES und CROSSBREEDS_Plattform für künstlerische Positionen im Dazwischen. CROSSBREEDS ist aus dem Bedürfnis nach künstlerischem und theoretischem Austausch von spartenübergreifender Kunstproduktion entstanden. Die Plattform ist eine Akkumulation von hybriden Formaten und wird öffentlich ausgeschrieben.
2007/08 ermöglichte das Pilotprojekt Im_flieger SCHAURAUM, eine räumliche Erweiterung außerhalb des WUK. So wurde neben der temporären Präsenz und Zugänglichkeit von Im_flieger im städtischen Raum ein weiterer Präsentationsort für kleinere Formate und zahlreiche Tanz/ Performance-KünstlerInnen geschaffen, sowie eine künstlerische Positionierung des Im_flieger teams mit der Veröffentlichung des Projektes LOKAL_AUGENSCHEIN.
Im Jahre 2008 konnte durch die erstmalige Förderung durch das bmukk (Bundesministerium für Unterricht, Kunst und Kultur Österreich) die nationale Vernetzungstätigkeit mit den Bundesländern begonnen und mittels des Formats CHANGING SPACES national die dringende Mobilität und Zusammenarbeit von KünstlerInnen und KulturakteurInnen innerhalb Österreichs unterstützt werden. Auch hier fanden öffentliche Ausschreibungen statt.
Mit Beginn des Jahres 2009 erlaubte die CROSSBREEDS_Plattform in Kooperation mit Theater/Tanz WUK und dem neu hinzugewonnenen Partner KUNSTHALLE EXNERGASSE einer großen Anzahl an KünstlerInnen und Publikum zum zweiten Mal im WUK-Areal zwischen „Räumen und Medien zu surfen“.
Weiters realisierte Im_flieger im Jahr 2009 – neben der kontinuierlich übers Jahr laufenden Reihe WILDE MISCHUNG – die Produktion heute bin ich held_in in Koproduktion mit der Kulturinitiative Bierstindl / Tirol und Residenzprojekte im Rahmen von CHANGING SPACES national in Kooperation mit SEAD/Salzburg. Erstmals wurde unter Residency @ Im_flieger eine international zusammengesetzte Gruppe / MOVE PROJECT eingeladen, sowie CHANGING SPACES international – ein Artist-in-Residence-Austauschprojekt – in Kooperation mit Hollins University (USA) durchgeführt. Die diskursive Reihe Im_flieger INVITES wurde durch die Einladung einer Gruppierung – das von 1993–2000 tätige Kollektiv Damenimprovisation und HerrenBigbäng – mit dem Schwerpunkt LIVING ARCHIVE erweitert.
2010 und 2011 wurde die Zusammenarbeit mit Initiativen aus den Bundesländern intensiviert und im Rahmen von CHANGING SPACES national in Kooperation mit NetzwerkTanz Vorarlberg und erstmals in Kooperation TTZ Graz/Sprungbrett Tanz Graz Residenz Aufenthalte und Präsentationen junger KünstlerInnen ermöglicht. Im_flieger unterstützte KIOSK59 Festivals der ttp WUK und präsentierte in diesem Kontext die Eigenproduktion random.talks.
Im Rahmen von Im_flieger INVITES konnten sechs KünstlerInnenpersönlichkeiten in Dialog treten. Und Neben der monatlichen unkuratierten Reihe WILDE MISCHUNG wurde eine weitere Residenz @ Im_flieger vergeben.
Im Herbst 2011 verließ Im_flieger – Freiraum und Experimentierfeld, Entwicklungs- und Forschungslabor für Tanz, Performance und angrenzende Kunstformen – nach 10 Jahren Tätigkeit die Homebase WUK, Währinger Straße 59. Im_flieger startete und suchte neue Flugbahnen und Landeflächen – und betreibt so das Erschließen und Vernetzen von Räumen für Tanz und Performance weiter. Die erste temporäre Homebase waren die Räumlichkeiten der ehemalige LABFactory, Praterstrasse 42/1/3, 1020 Wien.
Im_flieger eröffnete von September 2011 bis Mai 2012 Im_flieger @ LABfactory: realisierte die Eigenproduktion Im_flieger FLIEGT. Abschied Aufbruch in Koproduktion mit WUK 30, unterstützte Associated Artists und KünstlerInnennetzwerke mit Proberaum, vergab Residenzen und präsentierte aktuelle Soloarbeiten aufstrebender Choreografinnen.
Auch wurde im Herbst 2011 an den Vorbereitungen (Ausschreibung und Kuration) der CROSSBREEDS Plattform 2012 gearbeitet. Von Jänner bis April 2012 dienten die Räumlichkeiten in der Praterstraße als Koordinationsbüro und Probenstätte für die zahlreichen KünstlerInnen, die bei der CROSSBREEDS Plattform 2012 im Areal des Palais Kabelwerk ihre Arbeiten zum Thema „ÜberLeben“ präsentierten. In diesem Kontext fand auch die Eigenproduktion welcome to (the club of) precarious pleasures ihren Platz.
Im Rahmen des Austauschprojektes CHANGING SPACES national 2012 wurden in Kooperation mit netzwerktanz in Vorarlberg, TTZ Graz/Tanzplatz Graz und RedSapata Tanzwerkstatt Linz Residenzen an junge ChoreografInnen vergeben und Präsentationen von künstlerischen Arbeiten in Wien, Vorarlberg und Graz realisiert.
Unter dem Titel Im_flieger presents unterstützte Im_flieger die Präsentation von “Comic für Valeska” der Gruppe LUX FLUX und in der Reihe Im_flieger INVITES konnten zwei weitere KünstlerInnen-Begegnungen stattfinden.
Vom Sommer 2012 bis Sommer 2013 realisiert sich Im_flieger als nomadisches Projekt im großstädtisch öffentlichen und privaten Raum im Kontext der lokalen und nationalen Arbeits- und Präsentationsstätten der freien Szene.
Seit Herbst 2013 hat Im_flieger seine Zelte in der ehemaligen Schokoladenfabrik, Gaudenzdorfergürtel 43–45/4. Stock/4C
1120 Wien, aufgeschlagen.